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Vaku/Tiefziehen

Begonnen von thomas, 24. April 2011, 23:10:57

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thomas

Anbei nun der versprochene Bericht über meine Erfahrungen mit dem Tiefziehen:

Zuerst aber: Ich will mich hier nun keineswegs als der Meister dieses Vaku- oder Tiefziehens aufspielen, ich bin da blutiger Anfänger, mehr nicht !
Also alles was jetzt kommt sind halt meine Erfahrungen oder Vorgehensweisen mit denen ich gut zurechtkomme.... mehr nicht.

Was, so nebenbei, ein positiver Nebeneffekt ist und was ich nun richtig gut kann, ist das Ausschneiden von Vakuhauben  :D
Wirklich, wenn man sich dem Thema annimmt schneidet man dermaßen viele Versuchsstücke aus dass ich das nun im Schlaf beherrsche, wenigstens etwas  ::)
Bisher war nämlich genau das Ausschneiden von Vakukanzeln etwas, was ich äußerst ungern machte – im Falle der Me 262 zu einem Zeitpunkt wo es eigentlich schon zu spät war  ::)  ;D

thomas

Vier Dinge sind es auf die es meiner Meinung nach ankommt:

Die Vakubox mit Halterahmen für das Klarsichtmaterial:

Anfangs dachte ich das sein der Schlüssel zum Erfolg bzw. mit einer funktionierenden Vakubox hätte man es zu 70% geschafft, dem ist aber nicht so  :(... ;)
Die Vakubox ist zwar erstmal das zeitaufwendigste, im Grunde aber total simpel.
Man braucht halt eine gelochte Oberfläche an deren Unterseite Unterdruck anliegt.
Ob das nun eine Box oder nur ein Brettchen ist oder man gar die gelochte Platte direkt am Staubsauger anschließt, ist egal.
So dicht als möglich sollte das Ganze halt sein und sich irgendwie befestigen lassen, im Schraubstock oder ähnlichem.

Ich nahm eine Zigarrenschachtel, bohrte seitlich mit einem Kreisschneider ein 50mm Loch hinein -  was dann in Verbindung mit einer alten Dichtung aus dem Sanitärbereich einen ganz guten Anschluß ergab.
Da das Holz sehr dünnwandig und vermutlich nicht besonders dicht ist, beklebte ich es mit Klebeband.
Der Deckel wurde mit ein paar Löchern versehen und fertig.
Im Grunde kann man da viele Löcher bohren, die gerade nicht benötigten verklebt man einfach mit Tesakrepp.
Man sieht hier an meiner Box auch sehr große Löcher, was es damit auf sich hat erkläre ich später.

Wie man auch sieht ist die Box recht dilettantisch abgedichtet, eigentlich war das auch nur ein Versuch, damit, dass es mit diesem ,,Prototyp" dann gleich klappen würde rechnete ich gar nicht mal   :D
Nunja, sie scheint zu funktionieren und bleibt deshalb auch erstmal so.

Wichtig ist nur dass man das Teil irgendwie befestigen kann, hochfest muss das nicht sein, ich spanne einfach den Staubsaugerstutzen in den Schraubstock – fertig.

thomas

Je nach Hitzequelle und Ziehmethode benötigt man auch einen Rahmen für das Klarsichtmaterial.
Hier mein Rahmen, der eigentlich nur zum ausprobieren gedacht war und dementsprechend ungenau ausgesägt wurde, funktioniert aber tadellos.

Zum Befestigen des Klarsichtmaterials brauchts auch keine Klemmen oder einen doppelten Rahmen, schlichtes Klebeband reicht völlig.

thomas

#3
Hitzequelle:

Ich habe mit einem Industriefön sehr gute Erfahrungen gemacht, alternativ ginge auch folgendes:

Glüh/UV Lampe: Hab ich nicht ausprobiert

Kerze: Die Hitzeabstrahlung ist sehr punktuell und bei größeren Flächen schwer gleichmässig anzubringen und aufgrund der geringen Hitzeabstrahlung dauert das auch sehr lange.

Backofen: Hab ich auch nicht ausprobiert, funktioniert aber angeblich sehr gut. Da dass Klarsichtmaterial aber sehr schnell erkaltet, also absolut sofort nach dem Erhitzen ,,gezogen" werden sollte muss man das Ganze dann direkt am Herd machen – mache ich nicht so gern, sehe das also als Nachteil.


Vorteilhaft an diesem Industriefön ist dass man ihn aufrecht hinstellen kann da die Luft seitlich angesaugt wird, also fürs Erwärmen für Dinge die man mit beiden Händen hält, geradezu optimal.

Achja, wichtig: Der Temperarurbereich sollte nicht weit über 300 Grad liegen, man kann das zwar durch einen größeren Abstand ausgleichen, aber einfacher wirds dadurch nicht.
Dieser Fön hier, das einfachsten Modell, hat zwei Stufen 300/500 Grad - 300 Grad sind optimal.

thomas

Klarsichtmaterial:

Hier wird's nun schwierig, meist liest man von Plastikabfällen von Verpackungsmaterial.

Vorteil: Sehr dünnwandig und umsonst.
Nachteile:
- Teils unbrauchbar, da bei Hitze ,,milchig" werdend
- Oft nicht in ausreichender Menge verfügbar und das ist wichtig:
Wenn man mit dem Tiefziehen anfängt klappt das nicht sofort, d.h. man macht x Versuche und ändert mal hier und mal da was – diese Änderungen richtig einzuschätzen wird aber sehr schwierig wenn man auch dauernd das Material wechselt.

Wer dennoch solch sehr dünnes Material (0,25mm) bevorzugt -  eine sehr günstige Alternative gibt es: Klarsichtfolien für Präsentationsordner, die kosten nicht viel und man hat zumindest für viele Versuche das gleiche Material – gibt's im Schreibwarenhandel und in Drogerien.
Nachtteil daran: Schmaler Temperaturbereich in dem das Ganze optimal funktioniert.


Ich bevorzuge ganz klar ,,professionelles" Tiefziehplastik, also Kunststoff der genau dafür hergestellt wurde. (Den Namen hoffe ich noch herauszubekommen).
Fragt bitte nicht wie ich an das Zeug kam, ohne den Namen zu kennen  ;D ;D

Nachteilig ist dass es diesen Kunststoff scheinbar nicht unter 0,5 mm gibt – was in meinen Augen aber selbst in 1/72 tolerierbar ist – das wird beim Ziehen ja eh dünner, also auf jeden Fall dünner als wirklich sehr gute gegossenen Kanzeln.
Der große Vorteil dieser etwas größeren Materialstärke ist aber dass sich das Ganze hinterher sehr gut bearbeiten läßt.

Ein Bild gibts hier nicht  :P :P

thomas

Formen:

Je nach Form der Kanzel eignet sich eine Positiv oder Negativform besser.

Bei einer Negativform stellt die Form quasi die Außenkonturen dar, das Tiefziehmaterial soll sich sozusagen in die Form ,,schmiegen"...

Hier ein Bild so einer Negativform:

thomas

Bei der Positivform ists genau andersrum, die Form stellt sozusagen die inneren Konturen der Kanzel dar und das Plastik wird darübergezogen.

Auch hier ein Beispielbild:

thomas

Beide Formen sind so wie gezeigt natürlich zu nichts zu gebrauchen, das sind nur unbearbeitete Rohlinge, nur um das generelle Prinzip zu zeigen und um zu erklären was ich mit ,,Positiv-" und ,,Negativform" meine ;)



Das wars auch schon, die Form auf die Vakubox gelegt (eventuell mittels Color Stop oder Klebeband fixiert), den Staubsauger angeworfen, das Material erwärmt, über die Form gelegt und fertig ...

thomas

 ;D ;D

Nein, kleiner Scherz, denn jetzt beginnen die Schwierigkeiten erst, bzw. die Form ist es die über ein Gelingen oder Nichtgelingen entscheidet.

In vielen Berichten in anderen Foren wird die Vakubox m.E. nach immer zu sehr in den Vordergrund gestellt, dabei ist sie das primitivste Teil des Ganzen und eigentlich nur bei Negativformen oder großen Positivformen wichtig, ansonsten kann man auch völlig ohne Unterdruck arbeiten – was teils sogar besser funktioniert ;)

Sollten bis hierhin Unklarheiten bestehen, dann fragt bitte  ;)

Ansonsten geht's demnächst hier weiter.....

thomas

tobias

wow, toller Start deines Workshops.

tobias

claudio

Hi Thomas
Sehr interessant und informativ! Freue mich schon darauf, wenn es weitergeht!

Tschüss claudio

hartmut

Spannender Start deines Vaku -Lehrgangs. Freue mich ebenfalls auf Teil zwei!

Grüße Hartmut
Stress haben andere...

thomas

#12
Zuerst das Tiefziehen über einer Positivform:

Das kann man mittels der Vakubox machen (macht heiße Finger, ist also eher etwas für die kalte Jahreszeit  ;D ), oder eben ,,händisch", was mir persönlich besser liegt.

Was man braucht ist eine Form und diese sollte um die Materialstärke des Tiefziehmaterials kleiner sein als die Kanzel die entstehen soll.
Hat man nun eine eher grenzwertig kleine Bausatzkanzel kann man die direkt verwenden.


Kann man die Bausatzkanzel unverändert nicht verwenden, weil die maßlich dem entspricht was enstehen soll oder weil sie von der Form her nicht stimmt:

- Die Bausatzkanzel um die Materialstärke des Tiefziehmaterials  herunterschleifen.

- Mittels Gießkeramik oder Resin einen Abguß machen und diesen herunter schleifen.

- Oder mittels Gießkeramik eine Form aus dem Inneren der Bausatzkanzel machen, funktioniert natürlich nur wenn die Innenkontur der Außenkontur entspricht ;)

Aber, diese  Form dürfte nun Untermaß haben, da die Materialstärke des Tiefziehmaterials in der Regel kleiner ist als die einer Spritzgußkanzel.
Um nun diese untermaßige Form aufzudicken, könnte man diese ,,aufspachteln" (was mir nie und nimmer gelingen würde  :'( ) oder man zieht über diese Form sehr dünnes oder dickes aber stärker erhitztes Plastik und klebt dieses anschließend auf die Form. Das funktioniert, ich habs ausprobiert !!


Vorteilhaft ist es die Form an den Enden zu verlängern, da es sonst unter Umständen runde Kanten gibt, das Plastik also genau an der Stelle an der man schneiden will eine Wölbung hat.

Ein leichter Schnitt mittels Tigersäge oder einem abgerundeten Bastelmesser, entlang der späteren Schnittkante, erleichtert am Ende das Ausschneiden, da sich das minimalst abzeichnet.
Andernfalls tuts auch eine farbliche Abgrenzung.

Die Formen des Bildes wurden grob mit einem Stift markiert um dann mittels abgerundetem Skalpell an den späteren Schnittkanten nachgearbeitet.

thomas

Der Rest ist dann simpel, die Form auf einen Nagel geklebt, irgendwo eingespannt - den Fön hingestellt und es kann beginnen.

Das Plastik gleichmässig und langsam erwärmen, am besten von beiden Seiten solange bis es ,,lapperig" wird, als sich wölbt oder durchzuhängen beginnt. Je mehr man hier erwärmt desto dünner wird das Ganze am Ende.

(Gut ich gebs zu, das ist ein gefaktes Bild, der Fön war gar nicht eingeschaltet - ansonsten wären meine Finger eher gaaaanz am Ende des Plastikstreifens  ;D )

thomas

Und nun so schnell als möglich über die Form gezogen ... und ein paar Sekunden so halten.