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Gunze

Begonnen von thomas, 21. Dezember 2009, 21:12:33

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thomas

Ums gleich vorweg zu nehmen, Gunze Acryl Farben sind meine absoluten Lieblingsfarben -  was die Verarbeitung mittels Airbrush anbetrifft...

Alles folgende sind natürlich meine persönliche Erfahrungen die ich mit diesen Farben gemacht habe, andere mögen ganz andere Erfahrungen machen.

Allgemein

Das Sortiment besteht aus ca 140 Farbtönen  (+ 350 bis x und 400 bis x) einschließlich einem matten und glänzenden Klarlack sowie einigen Metalltönen.
Hier eine Übersicht: http://www.plastikmodell.de/html/gunze_color_chart.html

Daneben gibt es noch einige Metalizer, die aber keine Acrylfarben sind und daher hier nicht weiter erwähnt werden.

Die Gebindegröße beträgt 10 ml

Die Viskosität ist zum Lackieren mittels Airbrush zu groß. Es muss also zum Spritzen immer verdünnt  werden.
Man liest immer wieder dass man keinesfalls Verdünnung direkt in den Farbdöschen geben soll da die Farben dadurch schneller altern würden. Nun, ich praktiziere das bei Gunze nun aber schon länger und konnte keine nachteilige Wirkung feststellen. Außer dass das letzte Stück Pinseltauglichkeit nun vollends flöten geht

Und....ich verdünne Gunze Farben ausschließlich mit Spiritus, nicht mit dem Original Verdünner und schon gleich gar nicht mit Wasser !

thomas

Positive Eigenschaften

Gunzefarben sind sehr gut per Airbrush zu verarbeiten, sehr gut geeignet für lasierende bis deckende Lackierungen – also für diverse Schattierungs und Filtertechniken.
Gunze Farben decken an sich sehr gut, lassen sich aber aufgrund der feinen Pigmentierung hauchdünn auftragen und lassen so Vorschattierungen je nach Schichtstärke oder  Schichtmenge hervorragend  kontrolliert durchscheinen.
Man sollte aber nach jeder Farbschicht ein/zwei Minuten warten, meist kommt die Untergrundfarbe bzw. die Vorschattierung dann ein wenig mehr durch, sprich, die Farbe scheint zuerst perfekt zu decken, tut es dann aber doch nicht gleich. Diese Kontrolle des Durchscheinens ist mir bisher mit noch keiner anderen Acrylfarbe so gelungen wie mit Gunze (am ehesten kommen da vielleicht noch Tamiya Farben hin)

... verändern ihre Farbe oder Farbwirkung beim Trocknen kaum oder gar nicht.

... sind ,,mechanisch" recht stabil, d.h. bei entsprechend entfettetem Untergrund besteht keine Gefahr mit Maskierband etc. Farbe wegzureisen.

... lassen sich aber mittels Alkohol/Spiritus sehr leicht wieder wegwaschen, was ich gerne bei Kontroll/Test Lackierungen nutze.

Die Reinigung der Airbrush bzw. der Pinsel ist mit Alkohol/Spiritus ist sehr einfach, stärkere Mittel braucht man nicht, mit Wasser ist den Farben aber in keinster Weise beizukommen.

Gunze bietet ein recht breites Farbsortiment, gerade im Bereich Grau (ein Schwäche von Tamiya) sind viele Farbtöne verfügbar, lästiges Mischen entfällt fast immer.

Viele Farben entsprechen dem FS Standard.

Es gibt auch viele (sehr passende) RLM Farbtöne, die allerdings nicht überall erhältlich sind, diese sind zum Teil mit den Farbnummern oberhalb 35x oder 4xx gekennzeichnet und gehören scheinbar nicht zum Standardsortiment.
Aber auch viele der Farbtöne unter 350 entsprechen RLM Farben auch wenn sie nicht immer explizit so ausgewiesen sind.

Die Farbdöschen lassen sich in drei Teile zerlegen und so absolut sauber reinigen und wiederverwenden und für alles mögliche verwenden, auch für Ethylacetat !!

thomas

Negative Eigenschaften

Bedingt durch die ,,Anfälligkeit" gegen Spiritus ist ein Überlackieren mit dem Pinsel schwierig weil sich sehr schnell die erste Schicht wieder anlöst. Punktuelle Lackierungen beispielsweise Cockpitdetails sind möglich, flächiges Lackieren mit dem Pinsel sind dagegen sehr schwierig – ich kenn nur einen der das hinbekommt: Unser Chris !

Das Weiß deckt eher schlecht, ich benutze es seit langem nicht mehr, siehe hier:
http://www.modellbaufreunde.ch/index.php?topic=982.0

Der glänzende Klarlack und auch die glänzenden Farben brauchen ewig bis sie vollkommen ausgehärtet sind, mir dauert das (im Falle des Klarlacks) zu lange  :D

Die Metalltöne Silber/Alu etc. sind eher grob pigmentiert und für 1/72 eigentlich kaum zu gebrauchen, siehe hier:
http://www.modellbaufreunde.ch/index.php?topic=297.0

Wenn man Fehlstellen nach der ersten Lackierung entdeckt ist ein überschleifen aufgrund der ,,seidenmattigkeit" der meisten Gunzefarben eher schwierig – das Abschleifen an sich geht schon aber ein fließender Übergang zum Rest gelingt nur schwer. Am ehesten gelingt dies noch mit einem Aufweichen der Farbränder mittels Spiritus.
 
Der matte Klarlack ist vom Spritzbild sehr fein und nicht so extrem matt wie beispielsweise Revell hat aber die nachteilige Eigenschaft dass der Mattgrad sehr stark vom Glanz des Untergrundes abhängt. Gerade bei Decals kann dies dazu führen dass diese immer (egal ob nach einer oder drei Schichten Klarlack)  einen anderen Mattgrad als der Rest des Modells haben. Hier ist also eine Klarlack-zwischen-schicht nach dem Aufbringen der Decals und vor dem abschließenden Mattlack zu empfehlen.
Kleine Ergänzung hierzu: Inzwischen habe ich herausgefunden dass man durch mehrere hauchdünne Schichten (also keinen Spiegel lackieren) dieses unterschiedlichen Glanzgrad vermeiden kann – klappt aber nicht so sicher und einfach wie mit anderen Matt-Klarlacken.


Die meisten Farbtöne sind seidenmatt, was irgendwie nichts Ganzes und nichts Halbes ist. Gerade wenn man sehr dünne Schichten spritzt reicht der Glanz als Unterlage für Decals doch nicht aus, andererseits habe diese Farben durch den leichten Glanz den Nachteil einer sehr langen Trocknungszeit. Auch zwei Tage nach dem Lackieren schafft man es ohne weiteres seine Fingerabdrücke darin zu verewigen, obwohl sie ohne Probleme nach 3 Stunden abgeklebt werden können. Um das zu umgehen kann man nach 3 Stunden mit einem anderen (Future, Revell etc.) Klarlack ,,darübergehen" um eine raschere Grifffestigkeit zu erreichen.
Mit dieser Methode hatte ich bisher keinerlei Probleme.

Gunzefarben neigen zu Verfärbungen wenn Weichmacher angewandt wird, hier sollte Überschüssiges recht zeitnah abgetupft werden. Allerdings habe ich auch schon die Erfahrung gemacht dass diese Verfärbungen durch einen anschließenden Klarlack vollkommen verschwinden, aber das ist halt immer eine etwas risikoreiche Sache  :-\

thomas

#3
Trotz der sicher auch vorhandenen Nachteile denke ich manchmal dass ich dieses Hobby Modellbau wohl aufgeben würde wenn es diese Gunze Farben hier nicht mehr zu kaufen gäbe.
O.k. vermutlich würde ich dann doch einen passablen Ersatz finden, aber den Gunze Farben ewig nachtrauern und sie im Nachhinein als noch besser empfinden als sie es tatsächlich sind oder waren. ;)


Eine kleine Anekdote am Rande: Mein erster Versuch mit Acryl erfolgte mit Gunze Farben und war eine absolute Katastrophe ::)
Ich lackierte damals noch mit Enamels und wollte mal einen Acryllack als Zwischenschicht verwenden um Washings per Ölfarben machen zu können.
Das waren damals eine Mirage III und IV parallel – solche Sachen merkt man sich  ;D
Nunja, von meinen Enamels gewohnt dass man ewig Zeit beim Lackieren hat, trocknete die Nadelspitze meiner Airbrush auch recht schnell fest und spuckte erst mal nur noch und als ich dass dann doch so einigermaßen hinbekam, brachte ich die Airbrush schier nicht mehr sauber (ich versuchte es zuerst mit Terpentinersatz  ::)) Glücklicherweise hatte ich von einem ,,Revell Beginnerset Badger 150" noch etwas von deren rattenscharfen Reinigungsmittel übrig....
Lange Rede kurzer Sinn, ich übereignete diese Farben anschließend sofort dem Mülleimer und schwor mir dieses ,,neumodische Acryl Teufelszeug" nie mehr zu verwenden  >:( >:( ;D ;D

Zwei Jahre - und viele Klagen der Mitbewohnerrinnen später (hast schon wieder lackiert, des stinkt schon wieder im ganzen Haus so nach Farbe ...) sagte ich mir ,,was interessiert mich mein Geschwätz von gestern" und wagte dann doch den Umstieg auf Acryl (mit Gunze und später Tamiya)......und diesmal klappte es auf  Anhieb, o.k. ein paar Vorgehensweisen musste ich schon anpassen, aber ich habe diesen Umstieg nie bereut !!!

Hier noch links das letzte reine Enamel Modell und rechts daneben das erste ,,only Acryl (Gunze) Modell:
Der Umstieg erfolgte absolut konsequent und abrupt, ich habe sofort alle meine Enamels verschenkt (Jugendförderung) um ja jeglicher ,,Rückfälligkeit" vorzubeugen  ;))

thomas

MacMeister

Hallo Thomas

Danke für den interessanten Beitrag, ich habe ihn mit Genuss gelesen. Ich denke, jede Person die Modelle baut hat schon einmal ein solches Erlebnis mit Farben gehabt. Schlussendlich kommt es auch immer auf die Gegebenheiten an, eigenes Bastelzimmer, basteln am Stubentisch etc..

Die Gunze Farben sind tatsächlich OK und es löassen sich schöne Resultate erzielen aber ich bleib da doch lieber bei meinen Vallejos mit Tamiya Zusatz  ;)  :D

En Gruess vom RDM
whatever!

tobias

Super Beitrag Thomas, danke für die Mühe die du dir gemacht hast!

en gruess tobias

claudio

Hallo Thomas

Sehr aufschlussreich und informativ, vielen Dank!

Tschüss
Claudio

patrick

Hallo Thomas

Einen sehr interessantn und informativen Vortrag hast da gemacht.
Du hast es toll hinbekommen die Farbe zu beschreiben.
Einen Nachteil fand ich zwar bei Gunze auch noch, oftmals bleibt das Plastik-Innenteil vom Deckel am Dosenrand kleben.

Gruss
Patrick

thomas

Dank euch für die netten Worte.

ZitatDie Gunze Farben sind tatsächlich OK und es löassen sich schöne Resultate erzielen aber ich bleib da doch lieber bei meinen Vallejos mit Tamiya Zusatz
Ich bin da recht flexibel (gut, ich bekomme hier in der Stadt auch Acryls von Gunze, Tamiya, Humbrol, Vallejo, Games Workshop und Revell  :D), suche mir also für die jeweilige Anwendung das für mich passendste heraus  ;) und das ist in meinem Fall halt sehr oft ...  ;D
Und ich will da auch keine Werbung machen oder jemanden von irgendwas überzeugen, daher erwähnte ich auch die Nachteile von Gunze ...  :)

ZitatEinen Nachteil fand ich zwar bei Gunze auch noch, oftmals bleibt das Plastik-Innenteil vom Deckel am Dosenrand kleben.
Passiert bei mir sehr sehr selten, aber ich schüttle die Farben auch nicht (sondern rühre sie auf) und ich achte auf Sauberkeit am Döschenrand... so sollte das eigentlich kein Problemm sein.

thomas

MacMeister

ZitatEinen Nachteil fand ich zwar bei Gunze auch noch, oftmals bleibt das Plastik-Innenteil vom Deckel am Dosenrand kleben.
Passiert bei mir sehr sehr selten, aber ich schüttle die Farben auch nicht (sondern rühre sie auf) und ich achte auf Sauberkeit am Döschenrand... so sollte das eigentlich kein Problemm sein.
thomas
[/quote]

Das sollten sich einige Modellbauer zum Vorbild nehmen (mich eingeschlossen) ich bin manchmal bei den Tamiyas auch schlampig und darf dann nachher putzen  ::)
Aber ich gelobe Besserung  ;D

En Gruess vom RDM
whatever!

patrick

Zitat
Aber ich gelobe Besserung 

@RDM
dazu hast über die Feiertage genug Zeit zum verbessern  ;D ;D

*Duckundweg*
Patrick

MacMeister

Hoi Pädu

Keine Zeit dafür - ich muss Geschenke auspacken und die Feiertage geniessen  ;D

En Gruess vom RDM
whatever!

PeterM

Die obige Einführung und Meinung ist toll zu lesen, doch bei mir sind trotz Lektüre hier und andernorts ein paar Fragezeichen übrig geblieben. Und offensichtlich ist der Fred-Eröffner Thomas seit 2013 nicht mehr aktiv. Aber ich versuche trotzdem meine Fragen zu den Gunze Acrylics hier zu platzieren, vielleicht kann jemand einspringen:

1 ) Ist eine Grundierung bei Gunze zwingend notwendig?

2 ) Falls eine Grundierung vorgesehen ist (z.B. mit pre-shading), womit soll dies am sinnvollsten erfolgen?

3 ) Was benutzt ihr "grundsätzlich" (für Flugzeug-Modelle), glanz, seidenmatt oder matt? Als ich noch Enamels spritzte, war meine Wahl bei den glänzenden Xtracolors, um Decals und Wash sofort machen zu können.

4 ) Wie gut ist die Kratz- und Reissfestigkeit von Gunze Farben? Zum Beispiel unter einem Tamiya Abdeckband? Ist hierfür die Grundierung (siehe 1) von Vorteil?

5 ) Thomas erwähnt als Mittel zur Verdünnung "Alkohol/Spiritus". Das ist ein breites Feld - meint er damit Isopropanol 99.9% (=Alkohol) oder echten Ethanol (=Sprit)? Was benutzt ihr als "geeigneten" Verdünner?

6 ) Und womit "kann" man die Airbrush reinigen (ausspritzen), und womit "muss" man sie reinigen (wenn Gunze eingetrocknet ist)? Ich hatte früher ein Fensterputzmittel mit Ammoniak (oder verdünnten Ammoniak) verwendet, aber das Zeug stinkt tödlich!

7 ) Thomas erwähnt, dass das Gunze Weiss schlecht deckt. Was ist eine gute Alternative? Taugt Tamiya XF-2 (matt) oder X-2 (glanz) besser?

8 ) Mit welcher Acryl Pinselfarbe (Hersteller) kann man auf Gunze kleine Details von Hand malen, ohne das die Gunze-Farbe sich dabei / darunter auflöst?

9 ) Wie ist die Verträglichkeit mit anderen Acryl-Farben, z.B. Tamiya, Vallejo, etc.? Mit welchen Marken kann zusammen gespritzt werden, wenn zum Beispiel ein Farbton bei Gunze nicht erhältlich ist?

10 ) Gibt es für Gunze Farben auch Retarder (um Austrocknen an der Düse zu reduzieren) oder sonstige Fliessmittel oder nützliche Additive?

... nun, dass sind ja schon ein paar Fragen ... aber lieber alles auf einmal, als ständig nachfragen zu müssen  ;)

Check Six,    Peter
-> Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. (Albert Einstein)
-> Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. (Albert Einstein)

tobias

Zitat von: Peter2 am 22. August 2017, 12:48:13
1 ) Ist eine Grundierung bei Gunze zwingend notwendig?

Eine Grundierung zwecks besserer Haftung ist nicht notwendig. Für eine gute Haftung ist die Reinigung und Entfettung wichtiger. Zu diesem Zweck reibe ich den Kunststoff mit Brennspiritus ab vor dem lackieren.
Trotzdem grundiere ich und zwar mit Gunzefarben  ;D. Die Gründe sind ein einheitlich farbener Untergrund. Du hast vielleicht Spachtelmasse benützt, anders farbiger Kunststoff, Ätzteile... mit einer Grundierung sieht man nachher nichts von diesen verschiedenen Materialien.
Eine Ausnahme ist gelb, orange, rot... diese Farben decken schlecht und verlangen eine weisse oder hellgraue Grundierung, ich nehme da auch wieder Gunze natürlich, für weiss lieber Tamiya, Tamiya weiss deckt besser.

tobias

tobias

Zitat von: Peter2 am 22. August 2017, 12:48:13
2 ) Falls eine Grundierung vorgesehen ist (z.B. mit pre-shading), womit soll dies am sinnvollsten erfolgen?

Ich grundiere mit Gunze Farben... weiss, grau, mein aktuelles Projekt mit schwarz... du kannst auch mit verschiedenen Farben grundieren, was nachher mit lasierend aufgetragenen Farben bereits eine erste Alterung ist.

tobias