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Begonnen von chris, 30. April 2005, 20:08:24

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beat

#60
Hallo Thomas,

Du sprichts ein schwieriges und eigentlich nicht zu beantwortendes Thema an. Um das zu erläutern habe ich hier zwei Geschichten:
A) Da war einmal ein Profilmaler, nennen wir ihn R.N. Deason und der hatte 1999 den Auftrag nebst vielen anderen Mossies die NE•D zu malen. Deason hatte nicht massgeblich andere Quellen als wir heute (natürlich schon etwas mehr, als die Googler). Der Profiler musste also das eine oder andere interpretieren und war vielleicht, ja das gibt es, beim Positionieren der Rumpfkennung etwas ungenau. (Die Kennung war auf dem Vorlagenbild auch aus einem etwas anderen Blickwinkel zu sehen). Und der Fleck, der entstand weil auf einem der fünfzigjährigen Bilder ein diffuser Schattenwurf auf der Mossie von einer Flugfeldbeleuchtung sichtbar war (sieht in der Tat aus wie die eine dunklere Stelle). Squadron Bookmarks übernahm dann später das Profil von Deason und änderte es ein bisschen im Kontrast um die Bookmarks zu drucken. Die Spinner wurden heller, der Fleck dunkler. Das gleiche Profil taucht noch zwei weitere Male leicht abgeändert im Internet auf und nun haben wir schon vier Quellen - also muss es doch stimmen.
B) Die Mossie NE•? wurde mit einem der ersten Kodachrome Diafilmen fotografiert. Diese Filme hatten 25 ASA und waren die ersten farbigen Filme für die Leicas. Nun ist es leider so, dass sich die Farben der ersten Filme mit den Jahrzehnten verändern. Hisho Adachi arbeitet in der Redaktion für die Bauanleitungen bei Tamiya. Zu seinem Pflichtenheft gehört es, die Farbangaben in die Bauanleitung einzufügen, natürlich mit der entsprechenden Verweisen auf die Tamiya-Farbskala. Auf dem Adachi vorliegenden alten Kodchrome-Foto ist bei den Spinnern die hellere Spitze erkennbar und in der Hälfte des Spinners eine fast weisse Stelle. Dies war eine Reflexion und sieht nun, weil die Farben «ausgefressen sind», unter Lupe fast wie ein Ring aus. Also muss der Zeichner einen Ring malen. Man stelle sich vor Adachi, hätte ein anderes Foto verwendet oder man stelle sich vor, die Mechaniker in Banff hätten der NE•D mal neue Spinner spendiert oder man stelle sich vor, Flugzeugmechaniker Joe Carpenter hätte einen Spinner der NE•D mit Kreide markiert, weil seine Crew noch etwas am linken Motor werkeln muss. Genau zu diesem Zeitpunkt wurde das Adachi-Foto gemacht...

Beide Geschichten sind frei erfunden und sollen aufzeigen, dass der Bau eines Flugzeuges, welches vor sechzig Jahren flog, immer ein bisschen Interpretation ist. Quellen sind behutsam zu verwenden. Und selbst wenn es Museumsmaschinen gibt, sind die doch irgendeinmal restauriert worden. Natürlich geschah das nach Recherchen, aber trotzdem ist das Resultat nicht die Originalmaschine.
Dir kann heute niemand nachweisen, ob die NE•D tatsächlich eine dunkle Stelle hatte. Und jetzt kommt die eigentliche Botschaft. Auch wir interpetieren als Modellbauer die Wirklichkeit. Schliesslich sind die Früchte unserer Arbeit 48x oder 72x kleiner als das Original. In die Interpretation fliessen unsere Kenntnisse, unsere Erfahrung und unsere Vorstellung wie es hätte sein können, ein. Thomas, lass Dir nicht die Freude am Bauen nehmen- die NE•D ist wirklich eine schöne Mossie. Mit oder ohne dunkler Stelle, Profilmaler und Bauanleitungsschreiber hin oder her...

Viel Spass und Gruss Beat


PS. auf dem Foto soll die NE•A abgebildet sein, was sich erst nach Bearbeitung mit Photoshop erahnen lässt

thomas

#61
Hallo Beat,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich stimme dir in Deinem Resüme voll und ganz zu – und den Spaß lass ich mir schon nicht verderben – keine Angst - da ham´wa (modellbauerisch) schon ganz andere Sachen durchgestanden  8) 8)

Wäre ich dieser ,,Hisho Adachi " und müsste die Bemalungsanleitung für so eine Bausatz erstellen würde ich entweder ein Vorbild nehmen das recht gut fotografisch belegt ist, oder ein Vorbild wählen von dem es mit ziemlicher Sicherheit keine Fotos gibt.
Und da ich Tamiya eher als recht gewissenhaft einschätze, glaube ich dass es zu dieser Maschine schon noch weitere Bilder geben müsste.   
Ich vermute dass einige hier im Forum unter Umständen aber erheblich mehr Material (Hefte, Bücher..) und Hintergrundwissen in diesem Bereich haben als ich.
Ich fang ja gerade jetzt erst wieder an mich für die Luftfahrt vor ´45 zu interessieren  -daher ist mein Wissensstand diesbezüglich nicht so sonderlich hoch.
Deshalb meine Frage. Nicht dass es dann hinterher heißt: ,,Ha, alle falsch, hättest halt gefragt".   :D

Wenn es da aber keinerlei weitere Fotobeweise etc. gibt -  kann ich damit auch gut leben.

Anbei möchte ich mich bei Dir an dieser Stelle für Deine Links bedanken, die beiden letzten in meiner Anfrage stammen von hier : http://www.modellbaufreunde.ch/index.php?topic=300.0

Beste Grüße
thomas

beat

#62
Hallo Thomas,

unter diesem Link findest Du einen weiteren schönen Bericht über ein Modell der NE•D:
http://hsfeatures.com/features04/mosquitofbviba_1.htm und
http://www.aircraftresourcecenter.com/Gal3/2501-2600/Gal2519_Mosquito_Burkill/gal2519.htm (in 1/72)
oder etwas bescheidener
http://www.2iemeguerre.com/avions/de_havilland_mosquito.htm oder
http://www.modelplanes.de/?content=PlanesDetail&lang=de&army=GB_RAF&class=Fighterbombers&model=de%20Havilland%20Mosquito%20FB%20Mk.VI,%20143%20SQN%20(Tamiya)&nr=5

Und hier ein Link 143 th Sqn., welche die NE•D einsetzte.
http://www.rafweb.org/Sqn141-145.htm

Gruss Beat

PS: Schatten auf dem Rücken haben keine, dafür die verschiedensten Spinner

thomas

Hallo Beat,

das sind ja super Links, den ersten und den der Royal Air Force kannte ich, die anderen nicht.
Vor allem die sehr schöne Mosquito im zweiten Link hatte ich bisher übersehen, obwohl ich mich des öfteren im ARC "rumtreibe".
Und auch die Modelplanes.de Seite kannte ich auch noch nicht - ist schon Wahnsinn die Modelle dort scheinen alle von einem Erbauer erstellt worden zu sein. Sein Name ist mir zwar schon ein Begriff, aber das er eine Website hat wußte ich noch nicht.

DANKE

thomas

jacqueline

#64
Ich habe ein Farbbild der PR.XVI MM345/"Z" gefunden. Diese Maschine ist das Vorbild für den Baubericht, welcher vor einiger Zeit in einer Ausgabe von "Wing Master" erschienen ist... und Auslöser für die Schnapsidee von Chris, Jürg und mir war, uns an dieses Projekt zu wagen.

Hat jemand einen Vorschlag zur Farbe der Propellerspinner? Es geistert die Farbbezeichnung "British Roundel Blue" herum, das hier scheint aber ziemlich grau zu sein - was vielleicht an der Fotoqualität liegt.

thomas

Auf mich wirken die Spinner schon blau, ein dunkles Petrolblau - so ähnlich wie die Oberseiten der britischen Nachkriegs Royal Navy Maschinen z.b. Sea Fury. (Die sehen auf Fotos allerdings aufgrund des Ausbleichens oft heller aus)
Soweit ich mich erinnern kann gibst den Farbton von Humbrol, ist zwar Enamel aber mittels Querverweistabellen müßte der Farbton auch für Acryl zu ermitteln sein.

thomas

jacqueline

#66
@thomas

Danke für den Hinweis. Ich habe gerade nachgelesen, dass Insigna Blue FS 15055 geeignet wäre. Ich habe davon noch welches hier (Gunze Acrylics).


thomas

Fällt euch auf dem Foto was auf  ?     (Merlin V12 und so ...)

Überhaupt scheint es da ganz verschiedene (im Detail) Motorverkleidungen an den Mossie´s gegeben zu haben...


Bildquelle: http://www.warbirdsresourcegroup.org/AARG/images/mosquito-1.jpg


thomas

michael

Der Motor ist wohl ein Packard Merlin 10 Zylinder. Es hat offensichtlich reichlich Motorvarianten gegeben. In Kriegszeiten ja nicht ungewöhnliches, zumal die Typenvielfalt bei der Mossie enorm ist.

Please ask Dr. Dawson: http://www.mossie.org/Mosquito_var.htm

http://www.home.gil.com.au/~bfillery/mossie.htm

http://www.vflintham.demon.co.uk/aircraft/mos/mosquito.htm

michael

Hier ist übrigens eine interesssante V-Variante mit Luftbremse!!! http://www.aviation-history.com/dehavilland/mosquito.html

Der Motor ist offenbar ein Packard Merlin 31. Allerdings konnte ich keinen Hinweis auf die Anzahl der Zylinder finden.

Wäre es denkbar, dass aus konstruktiven Gründen zwei Abgasrohre zusammenhingen?

thomas

Hi Michael,

also der Merlin müsste schon immer 12 Zylinder haben, und wenn Packard den Merlin in Lizenz gebaut hat dann auch. Ich hab überhaupt noch nie was von V10 Flugzeugmotoren in diesem Zusammenhang gehört (mich aber damit auch noch nicht sooo beschäftigt, da ich immer von 12 Zylindern bei den V Motoren dieser Leistungsklasse ausging).

Werde aber heute Abend zuhause mal meine Bücher wälzen...  und dann berichten...
thomas

thomas

#71
So nun hab ich nachgeschaut:

Der Packard V-1650 war ein Lizenzbau des Merlin und hatte somit auch 12 Zylinder. Auch sind meinen Unterlagen nach keine sonstigen Packard oder Rolls Royce Motoren mit 10 Zylinder gebaut worden.
Andere Motoren scheinen bei der Mossie nicht zum Einsatz gekommen zu sein. Man kann also sehr sicher von einem V12 ausgehen.

Generell besagen natürlich 5 Abgasstutzen pro Seite auch nicht dass es sich hier zwangsläufig um einen Motor mit 5 Zylindern pro Zylinderreihe handeln muss. Bei der Hurricane wurden ja auch pro zwei Zylinder ein Abgasstutzen verbaut.

Warum mich das trotzdem stutzig machte ist folgendes:
Zum einen ist die gleiche Länge von Abgasrohren für einen runden Motorlauf nicht unerheblich, gut das war zur damaligen Zeit vielleicht nicht das "Hammer"- Argument - aber dass dies so ist wusste man damals natürlich schon.
Zweitens kann man auf diesem Bild, und anderen Bildern, mit 5 Abgasrohren nicht erkennen das einer der Stutzen breiter wäre, also 2 Zylinder umfasste  - das ist es was mich am meisten wundert.
Auch ist zumindest äußerlich kein Grund sichtbar, warum man sich das eine Abgasrohr sparte, Platz genug wäre da schon gewesen, die Motorträger im Inneren waren auch weit genug entfernt.
Würde es nur das eine Bild geben würde ich auf ein Fake tippen, aber es gibt einige Bilder ganz verschiedener Maschinen...

Meine Vermutung ist nun folgende:
Die Abgasrohre wurden nicht direkt an die Zylinderköpfe geschraubt, sondern an einen Flammvernichter, also ein Sammelabgasrohr, wie man es an deutschen Nachtjägern oft sieht, nur das hier der Flammvernichter aus aerodynamischen Gründen innerhalb der Verkleidung lag.
Beides, der Flammvernichter bei einem (Nacht-)Bomber und der Inneneinbau aus aerodynamischen Gründen würde hervorragend zur Mossie passen.
Dagegen spricht allerdings das es hier erhebliche thermische Problem geben musste. Inwieweit so ein Flammvernichter im Inneren überhaupt Platz gehabt hätte kann ich nicht sagen...

Eine bessere Erklärung fällt mir leider nicht ein

Beste Grüße
thomas


michael

#72
Vielleicht liegt es aber auch an der Abgasrohreinsparverordnung vom Winston Churchill vom 1. April 1943...  ;D