Goodyear F2G-1 Super Corsair (Special Hobby 1/48)

[jacqueline]

Schon wieder ein Racer? Ganz ehrlich, ich kann nichts dafür! Im Jahr 2006 sind mindestens drei Bausätze aus dieser Kategorie neu auf den Markt gekommen: Die Hughes H-1 von Planet Models, die hier schon vorgestellten ,,Cobras" von Accurate Miniatures und jetzt auch noch die F2G von Special Hobby. Das ist natürlich gaaaanz schlecht für die gefassten Vorsätze, keine Kits mehr zu kaufen und mir endlich ein anständiges Hobby zu suchen.

An anderer Stelle in diesem Forum habe ich zwar bereits einen Preview von Tom Cleaver verlinkt. Trotzdem will ich mal versuchen, meine eigenen Eindrücke über diesen Bausatz zu vermitteln.

Reine Plastikbiege-Theorien sind mir bekanntlich zu oberflächlich, daher einleitend ein paar Worte zum Original.

In der Fachliteratur wird hin und wieder behauptet, die F2G Super Corsair sei entwickelt worden, um dem Problem der japanischen Kamikaze-Angriffe Herr zu werden, was so aber nicht stimmen kann: Mit der Entwicklung der F2G wurde bereits begonnen, bevor sich im Oktober 1944 die ersten Kamikazes auf US-Schiffe stürzten.

Die optisch markanteste Änderung gegenüber den ,,klassischen" Corsairs ist zweifellos das ,,Bubble Canopy". Unter der grossen Motorhaube verbirgt sich zudem anstelle eines zwei- ein vierreihiger Sternmotor des Typs Wright R-4360, der stärkste je in Serie gebaute Kolbenmotor. Die in der Super Corsair verwendete Version leistete ,,nur" etwa 3'000 PS, spätere bis um die 4'000 PS.

Nach zwei Prototypen und fünf Vorserienflugzeugen wurden nur zwei Miniserien von je fünf Stück fertiggestellt, und zwar in den Versionen F2G-1 (landgestützte Version für die U.S. Marines) und F2G-2 (trägergestützte Version für die U.S. Navy).

Der ursprünglich vorgesehene Fertigungsauftrag wurde von der Navy immer wieder hinausgezögert und bei Kriegsende schliesslich storniert. Man gab dem Konkurrenzmodell von Grumman, der F8F Bearcat, den Vorzug. Die Bearcat war bei ungefähr gleicher Leistungsfähigkeit etwas einfacher aufgebaut, und im Hinblick auf das herannahende Jet-Zeitalter wollte man wahrscheinlich nicht mehr allzu viel Geld in Props investieren.

Nach einer sehr kurzen militärischen Karriere wurden die meisten F2G an zivile Halter abgegeben und – Ihr habt es bestimmt erraten – als Rennflugzeuge verwendet. Drei davon haben bis heute überlebt, wovon zwei in Museen stehen und die dritte, die ,,57" sich als einzige noch bzw. wieder in flugfähigem Zustand befindet. Rennen muss die alte Dame nicht mehr fliegen, aber sie sorgt an Airshows in den USA allein durch ihr eindrückliches Erscheinungsbild für viel Aufsehen. Genau diese Maschine lässt sich mit dem neuen Bausatz von Special Hobby nachbauen.

Wer mehr über die F2G-Racer erfahren möchte, hier zwei sehr gute Links dazu:

http://www.airrace.com/CorsairStatusList2.html

http://www.aircraftresourcecenter.com/Fea1/001-100/Fea048_F2G-Corsair_Williams/Fea048_F2Ga.htm

Morgen komme ich dann auf den Bausatz zu sprechen.

[thomas]

Sehr informativ ! Bin schon gespannt wies weitergeht....

Eigenartig finde ich, dass der Motor nur 3000PS hatte , bei doppelt (?) so großem Motor...

Hatten diese Super Corsairs (nicht unbedingt die Racer) eine größere Flügelfläche (Spannweite) um durch, das bestimmt nicht geringe Mehrgewicht, die Flächenbelastung in Grenzen zu halten ?

thomas

[jacqueline]

Hatten diese Super Corsairs (nicht unbedingt die Racer) eine größere Flügelfläche (Spannweite) um durch, das bestimmt nicht geringe Mehrgewicht, die Flächenbelastung in Grenzen zu halten ?

Nein, die Flügel waren identisch mit denen der Vorgängermodelle (Spannweite 41 ft). Soweit ich weiss, basierte die F2G auf der F4U-4.

[jacqueline]

Schon der erste Blick in die Schachtel zeigt eindeutig, dass die MPM/Special Hobby Familie sich zu einem ernstzunehmenden Bausatzhersteller gemausert hat. Verglichen mit meinem ,,Erstkontakt" zu MPM, der P-63 Kingcobra, hat das hier schon beinahe Tamigawa-Qualität.

Die Teile sind allesamt in einer Tüte, Resin-/Ätzteile und Decals darin nochmals separat verpackt – nur die kratzempfindlichsten Teile, die Vacu-Kanzeln, rutschen frisch-fröhlich und ungeschützt zwischen den Spritzgussteilen herum. Vielleicht liegen deshalb gleich zwei Stück davon bei, falls eine zerkratzt werden sollte...

Die Spritzgussteile sind völlig gratfrei, die Gravuren darauf sehr fein. Unglaublich, das dies ,,nur" ein Short Run Bausatz sein soll!

(Fortsetzung folgt)

[jacqueline]

Hier ein Gesamtüberblick auf die Spritzlinge.

[jacqueline]

Nicht unbedingt notwendig wäre aus meiner Sicht die Zweiteilung der Motorhaube  und der Haupträder gewesen. Ob das Konstruktionsteam wohl eine Mindestzahl für Einzelteile einhalten musste...?

Mal sehen, ob es auf dem Aftermarket evtl. schönere Räder gibt.

Die geöffneten Kanäle für die Flügel-MG lassen vermuten, dass auch noch Bausätze für militärische F2G's auf den Markt kommen dürften.

[jacqueline]

Die Vacu-Kanzeln (ich "freu" mich schon auf die "Schnitzerei") und die Ätzteile.

[jacqueline]

Die Resin-Teile.

Allein der Motor ist ein kleiner Bausatz im Bausatz: Die Teile in der Mitte und links sind sind nur für den Motor. Ich hasse es, die Zylinder einzeln aufzukleben. Komplette Sterne würden doch sooo viel Zeitgewinn schaffen für die wirklich interessanten Dinge im Leben.

[jacqueline]

Die Decals.

Grosse Decals sind nicht einfach aufzubringen und reissen oft an den dümmsten Stellen. Ich werde deshalb mindestens eine Sicherheits-Raubkopie davon machen. Bin auch gespannt, ob die weissen Decals gut genug decken, um den Untergrund nicht rosa durchschimmern zu lassen. Wenn doch, hab ich halt einen Christopher-Street-Day-Flieger in der Sammlung...

Es gibt übrigens einen Decal-Hersteller, der Markierungen für andere Racer-F2G's anbietet, Red Pegasus Decals:

http://www.redpegasusdecals.com/

Da muss man dann allerdings gut recherchieren, da manche Super Corsairs mit diversen Modifikationen versehen wurden, z.B. verkürzten Tragflächen, geänderten Ansaugstutzen etc.

[jacqueline]

Schade finde ich, dass die Landeklappen nicht separat beiliegen. Abgestellte Corsairs haben fast immer die Flaps unten, was ihnen den typischen Look einer ,,brütenden Henne" verleiht. Hier hilft nur scratchen – oder auf den zweifellos in den Startlöchern stehenden Aftermarket warten.

Ich hätte noch Corsair-Flaps aus einem Aires-Resinumbausatz herumliegen; mal sehen, vielleicht sind die ja kompatibel.

Zugegeben, ,,flaps down" werden zweifellos das Aufbringen der ohnehin schon sehr aufwändigen Decals zusätzlich erschweren, aber alles kann man nicht haben.

Special Hobby hat die F2G bereits vor Jahren in 1/72 herausgegeben. Ich habe die Firma damals gebeten, den Kit auch eine Nummer grösser herauszugeben. Ich bin sehr froh, dass meine Bitte (und die all derer, die wie ich im einzig wahren Massstab bauen) erhört wurde!

[thomas]

Special Hobby hat die F2G bereits vor Jahren in 1/72 herausgegeben. Ich habe die Firma damals gebeten, den Kit auch eine Nummer grösser herauszugeben. Ich bin sehr froh, dass meine Bitte (und die all derer, die wie ich im einzig wahren Massstab bauen) erhört wurde!

Hach, wie konntest du nur 

...Ich hasse es, die Zylinder einzeln aufzukleben...

Mit wärs vor allem Angst die ganzen Zylinder auszuschneiden und zu entgraten, und das nicht weils Resin ist, sondern weil sowas einfach eine stubide Arbeit ist...

thomas

[vasilij]

Die Resin-Teile.

Allein der Motor ist ein kleiner Bausatz im Bausatz: Die Teile in der Mitte und links sind sind nur für den Motor. Ich hasse es, die Zylinder einzeln aufzukleben.

äh...also bei mir würden die Dinger kaputt gehen beim entgraten. Wie machst du das eigentlich, ohne dass dabei etwas kaputt geht? 

[jacqueline]

Wie machst du das eigentlich, ohne dass dabei etwas kaputt geht? 

So, wie Herr und Frau Igel junge Igelchen machen - gaaaaanz vorsichtig!

[vasilij]

  Zwei Igel kommen aus dem Gebüsch. Welcher ist das Weibchen? [Die mit den Blättern auf dem Rücken...]