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GB5.Delta: Dassault Mirage IIIS – das Original

Begonnen von hans-juerg, 04. Oktober 2009, 05:12:25

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hans-juerg

Die Schweiz hatte ab 1956 auf der Suche nach einem Nachfolgeflugzeug für die Vampire ausländische Kampfflugzeuge getestet. Die Schweizerische Luftwaffe wurde 1958 mit hundert englischen Hunter-Jägern verstärkt und soll zusätzlich mit einem Hochleistungsflugzeug ausgerüstet werden. 1959 legt die Arbeitsgruppe für Flugzeugbeschaffung ihren Bericht über die Erprobungen 1958/59 vor. Es wurden der schwedische Saab 35 Draken, die amerikanischen Lockheed F-104 Starfighter, Grumman F11F-1F Supertiger, die französische Dassault Mirage IIIC und der italienische Fiat G-91 geflogen und beurteilt.

Als bestes, aber zu teures Flugzeug wird der Supertiger eingestuft. Der Starfighter wird als nicht miliztauglich, ausserdem zu teuer erachtet. Der Saab Draken ist billiger, seine taktischen Eigenschaften und besonders sein Aktionsradius aber unbefriedigend. Die Arbeitsgruppe beantragt dem Generalstabschef deshalb die Beschaffung der Mirage IIIC, die mit dem Supertiger fast gleichgezogen hat.

Der Bundesrat entscheidet sich für die Mirage III und beantragt 1961 dem Parlament einen Kredit von 871 Mio. Fr. für die Beschaffung von 100 Maschinen. Die Räte stimmen zu. Für die Mirage, deren Zelle und Triebwerk in der Schweiz in Lizenz gebaut werden soll, sprechen die Leistungen, dann aber auch die Nähe zum Herstellerwerk, die identischen Masseinheiten und das Wegfallen von Übersetzungsproblemen.

Als erstes Exemplar wird 1962 eine französische Mirage IIIC gekauft, mit der Waffeneinsatzerprobungen in Cazaux/F und Holloman/USA stattfinden. 1964 folgen - ebenfalls aus Frankreich - zwei Doppelsitzer IIIBS für die Ausbildung und Schulung der zukünftigen Mirage-Piloten.

Wie so ueblich bei der Schweizer Armee, kann man nichts von der Stange kaufen. Alles muss verbessert und helvetisiert werden. Zum Beispiel wurde das original Thompson-CSF Cyrano II Radarsystem durch ein Hughes TARAN-18 System ersetzt, dies um AIM-4 Falcon Lenkwaffen einsetzen zu koennen. Diese Umruestung benoetigte eine Verlaengerung des Rumpfes. Im weiteren war die Mirage zu hoch um die bestehenden Kavernen benutzen zu koennen. Das Bugfahrwerk wurde kurzerhand um 23 cm verlaengert um das Seitenleitwerk abzusenken. Diese Version des Delta-Jaegers wurde Mirage IIIS genannt.

Was nicht ueberraschen konnte, alle diese Massnahmen sowie die schweizerische Lizenzfabrikation war viel teurer als vorgesehen. Die Kosten wurden um 66 % ueberschritten und die Schweiz hatte ihre «Mirage-Affäre». Der Nationalrat lehnt den Zusatzkredit ab und reduziert die Zahl der zu beschaffenden Maschinen von 100 auf 57. Einem unumgänglichen Zusatzkredit von 150 Mio. stimmt das Parlament 1965 aber doch noch zu.

Das Gros der Mirage-Flotte, 36 Abfangjäger IIIS, wird in der Schweiz in Lizenz gebaut und gelangt ab 1966 zu den Fliegertruppen. Die Mirage hatte die Moeglichkeit JATO-Kurzstarthilfen (jet assisted take-off) zu benuetzen. Bis zu acht Feststoffraketen unter dem Flugzeugrumpf verkürzen die Startstrecke auf unter 300 m. Zum kurzzeitigen Steigen und Beschleunigen in extremen Höhen um 20'000 m wird ein SEPR-Raketenmotor unter dem Rumpfheck mitgeführt. Aus dieser Höhe soll die Mirage hochfliegende feindliche Bomber angreifen und dann ihre zwei Lenkwaffen HM-55S Falcon einsetzen. Für den Luftkampf ist sie mit zwei 30-mm-Kanonen und zwei Sidewinder-Infrarotlenkwaffen ausgerüstet.

hans-juerg

1969 ist die Beschaffung der Kampfflugzeuge Mirage IIIS abgeschlossen, 1970 jene der Aufklärerversion IIIRS. Die von den Räten bewilligten 57 Flugzeuge sind damit bei der Fliegertruppe. Abgesehen von den modernsten Apparaten der US Air Force Europe verfügen die Eidgenossen jetzt zusammen mit den Franzosen über den besten Abfangjäger Mitteleuropas. 1969 und 1971 kann je ein Doppelsitzer zugekauft werden, 1983 zwei weitere Schulflugzeuge B/DS.

Von den insgesamt beschafften 61 Mirage-Maschinen aller Versionen gehen von 1964-1999 deren zehn durch Absturz verloren; sieben davon sind IIIS. Drei Piloten und eine Drittperson werden dabei getötet. Unfallursache sind vor allem Pilotenfehler, aber auch Vogelkollision, Triebwerkausfall und Meteoeinfluss.
Wenn man in Betracht zieht, dass die deutsche Luftwaffe während nur 30 Jahren von 917 etwa zeitgleich entwickelten und beschafften Starfighter deren 269 durch Absturz verloren hat, wobei 113 Piloten ihr Leben lassen mussten, so hat sich die Mirage als vergleichsweise sicheres und zuverlässiges Flugzeug erwiesen. Die Einschätzung der schweizerischen Erprober von 1959 aber, dass «die hohen Anforderungen an das fliegerische Können und die prekären Verhältnisse bei Notlandungen mit Triebwerkpannen» den Starfighter als ungeeignet erscheinen lassen, hat sich als richtig erwiesen. Desgleichen der Verzicht auf den Supertiger, der nie in Serienproduktion ging.

Im Laufe ihrer langen Einsatzzeit wird die Mirage-Flotte kontinuierlich Modifikationen zur Erhöhung ihrer Kampfkraft unterzogen, wobei die Flugzeuge elektronische und aerodynamische Verbesserungen erfahren. Die auffallendste Veränderung des Flugzeugäusseren bringen die 1988 - 1992 zusätzlich angebrachten seitlichen Vorflügel (Canards). Sie verbessern die Wendigkeit im unteren Geschwindigkeitsbereich. Auch ein neuer Schleudersitz und Chaff-and-flare-Dispenser werden eingebaut. Gleichzeitig erhält die S-Flotte den bei den Zweisitzern schon vorhandenen Tarnanstrich in stumpfem Grau.

Die Mirage IIIS wurden per Ende 1999 durch die Boeing (McDonnell Douglas) F/A-18 Hornet ersetzt und ausser Dienst gestellt.

Weitere Informationen unter: http://www.flplabt3.ch/chronikflpltur/flugzeugtypen/mirageiii/index.html

tobias

hoi Hans-Jürg,

ich bewundere immer wieder die umfangreichen Vorstellungen deiner Projekte, das ist echt sehr vorbildlich. Für mich ist ja sowas immer eher ein muss, liegt mir halt nicht so sehr. Sehrwahrscheinlich hast du schon in der Schule gerne Vorträge und so Sachen gemacht? Also von mir kriegst du eine glatte 6  ;).

Danke, war interessant.

En Gruess tobias

thomas

Kann mich Tobias nur anschließen, sehr guter und informativer Text.

Das einzige was mich etwas stutzig macht ist die Tatsache dass bei dieser Ausschreibung die Fiat G-91 "mitmachte".

thomas

hans-juerg

Tobias & Tomas,

Schoen, dass Euch meine Geschichtsunterricht gefaellt ;)

Zitat von: tobias am 04. Oktober 2009, 14:16:31
Sehrwahrscheinlich hast du schon in der Schule gerne Vorträge und so Sachen gemacht? Also von mir kriegst du eine glatte 6  ;).

Danke, die Recherchier-Arbeit fuer Vortraege habe ich immer gerne gemacht. Das Vortragen war nicht so meine Staerke :D.

Der naechste Abschnitt wiederspiegelt meine Meinung basierend auf intensiver Web-Research: Warum man die Fiat G-91 einbezogen hatte ist mir auch ein Raetsel. Vermutlich wollte man nur sichergehen, dass man P-16 zu Recht versenkte. Wobei man dann herausfand, dass die G-91 der P-16 unterlegen war. Die Geschichte um die P-16 ist sowiso eine komische Story und hat vermutlich auch mit der Mirage zu tun. Die Flugzeugerprobung im 1958/59 wurde nicht nur benutzt um einen reinen Abfangjaeger auszuwaehlen. Die Flugzeuge sollten auch als Bomber eingesetzt werden. Die Schweizer Armee wollten 200 A-Bomben mit 50-60 K-Tonnen Sprengkraft herstellen.

Gruss,
Hans-Juerg

MacMeister

Servus Hans Jürg

Unter Hartgesottenen Eidgenossen hält sich auch das Gerücht, dass einige dieser A-Bomben doch noch gebaut worden sind und noch heute irgendwo im Gotthard lagern. Vielleicht als letztes Druckmittel gegen die EU  ???  ::)  ;D

By the way, eine echt gute Präsentation und ja die P-16 fällt unter die Kategorie: 'was nicht sein kann, dass nicht sein darf¨' - die Flügel leben wenigsten im Lear Jet weiter....
whatever!