GB5.Barbarossa: Hans-Juerg's Ilyushin Il-2M Shturmovik - das Orginal

Begonnen von hans-juerg, 02. Juli 2009, 00:12:22

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hans-juerg

Die Ilyushin Il-2 ,,Shturmovik (russisch für Schlachtflugzeug) war ein zweisitziges, einmotoriges, stark gepanzertes Schlachtflugzeug, das im Zweiten Weltkrieg (grosser vaterlaendische Krieg in Russland)von der Sowjetunion eingesetzt wurde. Die Hauptaufgabe dieses Flugzeugs war die Bekaempfung feindlicher gepanzerter Fahrzeuge, obwohl es auch gegen ,,weiche Ziele" eingesetzt wurde.

Der Entwurf beruhte auf einem Aufruf Josef Stalins aus dem Jahre 1936 zur Entwicklung eines Mehrzweckflugzeuges für die sowjetischen Luftstreitkraefte. Im Januar 1939 wurden die technischen Anforderungen an das Modell herausgegeben und der Bau des ersten Versuchsmusters begann. Die Arbeiten konnten noch im selben Jahr abgeschlossen werden, so dass Testpilot Wladimir Kokkinaki am 2. Oktober 1939 zum Erstflug startete Als Antrieb der zweisitzigen Maschine diente ein V12-Motor Mikulin AM-35. Die Werkserprobung war am 26. Maerz 1940 abgeschlossen Als militaerische Bezeichnung wurde das Kuerzel BSch-2 vergeben (russisch für gepanzertes Schlachtflugzeug).

Allerdings wurde von der Militaerkomission die geringe Geschwindigkeit von 362 km/h aufgrund der geringen Leistungsfähigkeit des AM-35 in niedrigen Hoehen bemaengelt. Auf Bitte Iljuschins begann der Triebwerkskonstrukteur Mikulin deshalb in Eigeninitiative die Entwicklung des leistungsstaerkeren AM-38, die noch im selben Jahr abgeschlossen wurde.

Als die Vorbereitungen zum Bau einer kleinen Vorserie fast abgeschlossen waren, erging ploetzlich die Forderung, die BSch-2 zum Einsitzer umzurüsten, da ein nach hinten feuernder Bordschuetze als ueberfluessig angesehen wurde. Iljuschin baute deshalb die erste ZKB-55 dementsprechend um und ersetzte gleichzeitig den AM-35 durch den AM-38. Der Erprobung erfolgte als ZKB-57 vom 12. bis zum 22. Oktober 1940. Das Flugzeug erreichte dabei dank des staerkeren Motors in Bodennaehe 423 km/h.

Der Erstflug der ersten Serien-Il-2 erfolgte am 10. Maerz 1941. Bis zum Kriegsbeginn am 22. Juni 1941 wurden 249 Il-2 an die Sowjetische Luftwaffe geliefert. Kurz darauf erfolgte die Verlegung der Produktion nach Kuibyschew. Noch im Herbst desselben Jahres war die Evakuierung abgeschlossen und die Il-2 wurde von da an in stetig steigenden Zahlen den ganzen Krieg hindurch hergestellt und an die Fronteinheiten geliefert, bis die Produktion im Jahr 1945 auf das Nachfolgemodell Il-10 umgestellt wurde.

Bereits bei den ersten Kaempfen erlitt die Il-2 grosse Verluste. Dies war einerseits auf den zu dieser Zeit fehlenden Jagdschutz zurueckzufuehren, andererseits auf die mangelnde Verteidigungsfaehigkeit nach hinten (fehlender Bordschuetze). Im Februar 1942 wurde darum beschlossen, die Il-2 entsprechend Iljuschins frueheren Entwuerfen wieder zum Zweisitzer umzubauen. Die Erprobung dieses als Il-2M bezeichneten Modells erfolgte im Maerz desselben Jahres, gleichzeitig wurde ein staerkerer AM-38F-Motor eingebaut. Die Russen erhielten diese Il-2 ab September/Oktober 1942. Als Waffe für den Bordschuetzen diente ein Maschinengewehr im Kaliber 12,7 mm.

Ab Fruehjahr 1943 erschien mit der Il-2M3 die leistungsfähigste Version. Sie besaß verbesserte Flugeigenschaften und war an den gepfeilten Außenfluegeln erkennbar. Sie war die am meisten produzierte Il-2. Eine kleine Anzahl dieser Maschinen erhielt je zwei Unterflügelstationen mit 37-mm-Kanonen NS-37.

Die Il-2 war sehr effektiv in der Bekaempfung von Panzern und anderen Bodenzielen, z.B. während der Schlacht um Kursk.

Die Produktionsangaben aller gebauten Il-2 schwanken stark, sie reichen von etwa 31.000 bis zu 36.163 Exemplaren.

Weitere Versionen waren die Schulvariante Il-2U, das Torpedoflugzeug Il-2T und die testweise mit einem Sternmotor ausgerüstete Il-2ASch-82. Eine als Il-2I bezeichnete Ausfuehrung als schwerer Jagdbomber/Jaeger von 1942 bildete das Basismodell für die Weiterentwicklung der Il-2, die einsitzige Il-1, aus der die ebenfalls in großen Stueckzahlen gebaute Il-10 entstand.

Die Bewaffnung bestand aus Maschinengewehren, Bordkanonen des Kalibers 20 mm, 23 mm oder 37 mm sowie Bomben oder ungelenkten Luft-Boden-Raketen. Ab 1943 kam die Hohlladungsbombe PTAB zur Panzerbekämpfung hinzu.

Die Panzerung der Il-2 umfasste das gesamte Rumpfvorderteil und schuetzte Motor, Piloten, Treibstofftank und in den zweisitzigen Versionen auch den Bordschuetzen. Von deutschen Jagdpiloten wurde die Il-2 auch ,,Betonflugzeug" genannt, da sie sogar direkte Treffer einer 20-mm-Kanone überstehen konnte.

hans-juerg

Hier noch ein paar technische Angaben:

Spannweite:  14,60 m
Laenge:  11,65 m
Hoehe:  4,17 m
Flügelflaeche:  38,50 m²
Triebwerk:  ein Mikulin AM-38F (1282 kW/1720 PS)
Hoechstgeschwindigkeit: 410 km/h in 1500 m Höhe
Reichweite:  765 km
Dienstgipfelhoehe:  4525 m
Bewaffnung:  zwei 23-mm-MK Wia, zwei 7,62-mm-MG SchKAS, ein Bordschützen-MG UBT Kaliber 12,7 x 108 mm
Waffenlast intern und under Fluegel montiert:  bis zu 600 kg Bomben (6 × 50 kg, 6 × 100 kg oder 2 × 250 kg) oder acht RS-82-Raketen oder vier RS-132-Raketen; 4 Bombenkassetten zu je 48 PTABs.
Besatzung:  1 oder 2 je nach Version

hans-juerg

Hier sind noch ein paar links fuer weiterfuehrende Information und Bilder.

Viel Spass,
Hans-Juerg

Information in English http://en.wikipedia.org/wiki/Shturmovik
Mehr Information in English: http://break-left.org/air/il-2.html
Bilder: http://wio.ru/gal2a/galstur.htm

tobias

hallo Hans-Jürg,

Es freut mich dass du im Barbarossa-GB ein Modell baust. Und dann noch ein Russe, super. Und danke für die interessanten Infos.
Eine Il-2 wird es dann auch mal für meine Vitrine noch geben, der Bausatz ist bereits im Lager.

Ich habe jetzt schon öfters gelesen dass die Il-2 am besten von unten mit Treffer in den Kühler zu packen war.

So, jetzt bin ich aber auf den Baubericht gespannt.

gruss tobias

MacMeister

Hoi Tobias,

Ja das stimmt, Herr Hartmann hätte Dir da ein paar Storys zu seinen Abschüsen erzahlen können.  ;)  :D

En Gruess vom
RDM
whatever!

hans-juerg

Hoi zaeme,

Gemaess russischer Quellen (in english :D) gab es 3 Methoden um die Shturmovik abzuschiessen:

  • zerschiessen der stoffbespannten Ruder
  • praktisch senkrechter Beschuss des Cockpites von oben um die Besatzung zu toeten
  • Angriff von unten mit Beschuss des Kuehlers

Gemaess den Quellen war die 3. Variante eher selten, da die Shturmoviks normalerweise sehr tief geflogen sind. Im uebrigen waren die ueberwiegende Mehrzahl aller Piloten keine so ausgezeichnete Schuetzen wie Erich Hartmann oder George Beurling

Danke fur das Interesse und viele Gruesse,
Hans-Juerg

tobias

Ich glaube es war in Adolf Dickfeld's Buch "die Fährte des Jägers", wo er beschreibt wie er eine Il-2 erwischte, indem er genau auf den Auspuff zielte und so Treffer im Motor erwirkte. Aber eben, muss man zuerst mal können.

gruss tobias

MacMeister

Zitat von: tobias am 03. Juli 2009, 02:49:38
Ich glaube es war in Adolf Dickfeld's Buch "die Fährte des Jägers", wo er beschreibt wie er eine Il-2 erwischte, indem er genau auf den Auspuff zielte und so Treffer im Motor erwirkte. Aber eben, muss man zuerst mal können.

gruss tobias

Boooah  :o

Die Kugel fand also den Weg in den Brenraum via Auspuff. Dort verklemmte dann das Geschoss denn Kolben und die Ventile und da der Mechaniker eh noch das Glykol weggesoffen hat ging der Motor fest und der Vogel machte 'plumski'  ::)
(lach & duckundweg  ;D  ;D  ;D)
whatever!

tobias

Zitat von: renéM am 04. Juli 2009, 01:30:27
Die Kugel fand also den Weg in den Brenraum via Auspuff. Dort verklemmte dann das Geschoss denn Kolben und die Ventile und da der Mechaniker eh noch das Glykol weggesoffen hat ging der Motor fest und der Vogel machte 'plumski'  ::)
(lach & duckundweg  ;D  ;D  ;D)

;D sowas stand da nicht, aber ich könnte mir vorstellen dass es dort wo die Auspufftöpfe rauslugen keine Panzerplatten hat  ;).

gruss tobias

tobias

Wenns euch interessiert, hier die Stelle wo Adolf Dickfeld mit Beschuss auf die Auspuffrohre eine Il-2 zum Absturz bringt. Mir hat das Buch übrigens gut gefallen.

http://www.christian-schmidt-fachbuchhandlung.de/advanced_search_result.php?keywords=adolf+dickfeld&osCsid=249b46e0010b354b7b1acde66cd22098

gruss tobias

hans-juerg

Hallo Tobias,

Vielen Dank fuer Deinen Beitrag. Fuer mich sieht diese Luftkampfbeschreibung nach einer einsitzigen Shturmovik aus. Bei einer zweisitzigen haette der Bordschuetze mit seiner 12,7 mm Spritze noch ein gewichtiges Woertchen zu sprechen gehabt.

Im weiteren habe ich immer etwas Muehe mit der schwarz/weiss Beschreibung der russischen Armee/Luftwaffe. Die waren nicht ganz so bloede wie in vielen Buechern dargestellt. ???

Die russische Luftwaffe hatte den klaren und eindeutigen Befehl so lange anzugreifen wie Munition vorhanden. Zuwiederhandlung wurden als Feigheit vor dem Feind und Verrat bestraft. Die Konsequenzen waren fuer alle klar! Aus diesem Grunde wurde auf der russischen Seite sehr viele Menschenleben sinnlos verheizt.

Im weiteren schaue man sich nur mal die Verlustraten der 8th Air-Force im 1943 an oder die der Deutschen Luftwaffe 1945 oder die der Japaner in Rabaul!

Gruss,
Hans-Juerg

thomas

ZitatIm weiteren habe ich immer etwas Muehe mit der schwarz/weiss Beschreibung der russischen Armee/Luftwaffe. Die waren nicht ganz so bloede wie in vielen Buechern dargestellt.
Sehr richtig !!
Die teilweise etwas herablassende Meinung über die Sowjets ist eine Angelsächsische Legende die wohl die teils sehr hohen Abschusszahlen deutscher Pioten verharmlosen soll. Dabei wird nicht bedacht dass es auch an der Westfront einige Asse mit mehr als 100 Abschüssen gab. Zudem erlitten die USA in Korea teils herbe Verluste durch MiG-15 die von sowjetischen Kriegsveteranen geflogen wurden.

Aber nochmal zur IL-2, dass dieses Flugzeug äußert robust und beschussresistent war steht außer Zweifel, aber ein paar mehr schwache Stellen dürfte es schon gegeben haben  ;)  Bereiche wie das Höhenleitwerk, Querruder, Seitenleitwerk und Hinterrumpf waren nicht gepanzert und brachten im Falle von Kanonentreffern das Flugzeug doch sicher auch in erhebliche Schwiergkeiten ?!

thomas

tobias

ich wollte da in keiner Weise die Deutsche oder die Russische Seite werten. Ich denke jeder kleine Soldat im Krieg hat im Rahmen seiner Möglichkeiten / Umständen entsprechend sein Bestes gegeben. Schlimm war es bestimmt für alle.
Sollte der Textauszug aus dem Buch diesen Eindruck vermitteln, so ist das meiner Meinung nach falsch. Ich hatte nicht den Eindruck Adolf Dickfeld verherrlicht irgend etwas in seinem Buch, sondern er braucht eindeutige und kritische Worte für alle damals beteiligten, für die Deutsche Seite und die Russische, und auch die anderen Alliierten bekommen ihr Fett weg.
Übrigens wurde er auch mehrfach abgeschossen von den Russen wenn ich das noch richtig im Gedächtniss habe.

gruss tobias

hartmut

ZitatBereiche wie das Höhenleitwerk, Querruder, Seitenleitwerk und Hinterrumpf waren nicht gepanzert und brachten im Falle von Kanonentreffern das Flugzeug doch sicher auch in erhebliche Schwiergkeiten ?!
Nehmerqualitäten müssen nicht zwingend was mit starker Panzerung zu tun haben. Wenn man sich mal die Wellington anschaut mit ihrer Rautenstruktur, das war sehr beschussresistent und leicht.

Grüße Hartmut
Stress haben andere...

thomas

Zitatich wollte da in keiner Weise die Deutsche oder die Russische Seite werten. Ich denke jeder kleine Soldat im Krieg hat im Rahmen seiner Möglichkeiten / Umständen entsprechend sein Bestes gegeben. Schlimm war es bestimmt für alle.
Zumindest meine Antwort war auch nicht auf sich bezogen....sondern lediglich meine Meinung bzw. Bestätigung von dem von mir zitierten Satz von Hans-Juerg.....

ZitatNehmerqualitäten müssen nicht zwingend was mit starker Panzerung zu tun haben. Wenn man sich mal die Wellington anschaut mit ihrer Rautenstruktur, das war sehr beschussresistent und leicht.
Da hast Du natürlich auch wieder recht, andererseits kann ich mir kaum vorstellen dass von so einem Höhenleitwerk recht viel übrigbleibt wenn da eine 20 oder 30mm Geschossgarbe "reinfetzt" - und ohne Höhenleitwerk kann weder eine Wellington noch eine IL-2 fliegen... aber seis drum....nachdem was man über die IL-2 so liest, liegst Du vermutlich schon richtig  :)  Und vermutlich wars auch gar nicht so einfach so ein Höhenleitwerk mittels 20 oder 30mm Kanone "abzusägen"   ;) ;D

thomas