GB5.Shark: Hawker Typhoon Mk.Ib - das Original

Begonnen von jacqueline, 07. Februar 2010, 16:17:06

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jacqueline



Eigentlich sollte die Hawker Typhoon ihre ältere Schwester, die altgediente Hurricane, als Abfangjäger ablösen. Wie so oft in der Luftkriegsgeschîchte kam es dann doch anders... aber immer schön der Reihe nach:

1941 hatten die Briten mit der Spitfire V ihren mit Bf 109F ausgerüsteten Gegner einigermassen im Griff - bis zu dem Tag, an dem die ersten Focke-Wulf Fw 190 auftauchten, denen man ausgesprochen wenig entgegenzusetzen hatte. Alles schrie nach einem leistungsfähigeren Jäger, aber die weiterentwickelten Spitfire-Versionen waren noch nicht soweit. Aus schierer Verzweiflung griff man deshalb auf zwei bei Hawker noch in der Entwicklung stehende Flugzeugmuster namens Tornado und Typhoon zurück. Das mit der Tornado erübrigte sich gleich wieder, nachdem deren Motorenentwicklung aufgegeben worden war; umso heftiger wurde die Typhoon regelrecht in den Truppendienst gezwängt. Sie durfte sich damals für kurze Zeit das schnellste Jagdflugzeug der Welt nennen... dafür aber auf gar keinen Fall das sicherste. Der noch nicht ausgereifte, über 2000 PS starke Napier Sabre Motor hatte noch eine Menge Kinderkrankheiten und die Zelle die blöde Angewohnheit, sich in der Luft zu zerlegen. Allmählich konnte man die Probleme beseitigen; am augenfälligstens waren die frankensteinartigen Flicken, mit denen man den hinteren Rumpfbereich verstärkte. Allerdings kam es trotzdem noch vor, dass das Heck bei Belastung abmontierte. Auf diese Weise gingen während des Krieges nachweislich 25 Typhoons verloren, was 23 Piloten das Leben kostete.

Obwohl die Typhoon einige Abschüsse erzielen konnte, war es offensichtlich, dass die Abfangjagd nicht wirklich zu ihren Stärken gehörte. Das war nicht weiter schlimm, denn erstens stand im Laufe des Jahres 1942 mit der Spitfire IX dann doch ein wirksames Instrument zur Verfügung, mit dem man die Focke-Knilchs gehörig in den Hintern treten konnte und zweitens hatte man inzwischen den idealen Job für die bullige Typhoon gefunden: Das Bomben- und Raketenschmeissen. In dieser Funktion war sie ab dem Jahr 1943 ganz besonders aktiv, und am Tag der Invasion in der Normandie waren schliesslich 26 Typhoon-Staffeln einsatzbereit. Mit Raketen ausgerüstet war sie eine besonders effektive Waffe gegen Bodenziele, aber nicht unbedingt, wie oft und gerne behauptet, gegen Panzer. Spätere Auswertungen ergaben nämlich, dass nur gerade 4% der Raketentreffer tatsächlich zur Zerstörung oder wenigstens Bewegungsunfähigkeit der anvisierten Panzer führten. Trotzdem, die psychischen Belastungen, denen die deutschen Panzerbesatzungen durch das ständige "Raketen-Anklopfen" ausgesetzt waren, müssen enorm gewesen sein.





Die Typhoon veränderte ihr Äusseres im Laufe ihrer Karriere markant: Die ersten Exemplare hatten noch ein furchtbar altmodisches Canopy mit einer seltsamen Autotüre (ähnlich wie bei der P-39, allerdings mit nur EINER Tür auf der rechten Rumpfseite!). Bald wurden Bubbletop-Canopies eingeführt und bei den letzten Serien dann noch Vierblattpropeller und vergrösserte Höhenleitwerke. Eigenartigerweise wirkten sich die Updates in keiner Weise auf den Typenindex aus: Man hat wohl vergessen, mitzuzählen, denn nach der ersten Serie (Mk.Ia, 110 Stück) hiessen alle nachfolgenden Einsatzversionen - ungeachtet ihres technischen Standes - "Mk.Ib"...





Gegen Kriegsende wurde die Typhoon allmählich durch die sehr ähnliche, aber viel leistungsfähigere Hawker Tempest abgelöst. 1946 landeten sämtliche noch übrig gebliebenen Typhoons in den Schmelzöfen. Gerade von den traditionsgeilen Engländern wäre hier eigentlich zu erwarten gewesen, dass wenigstens ein paar Exemplare für die Nachwelt beiseite gelegt würden. Dem war leider nicht so.

Spätestens in den 1960er Jahren, als man damit begann, ein zentrales RAF-Museum einzurichten, wurde die unschöne Lücke in der Sammlung bemerkt. Der genaue Ablauf ist mir zwar nicht bekannt, aber irgendjemand muss sich daran erinnert haben, dass im Smithonian Institute in den USA noch eine Typhoon eingelagert war. Sie war in den Kriegsjahren in die USA gelangt, dort testgeflogen... und dann irgendwie "vergessen" worden. Glück gehabt, Ihr teeschlürfenden Schnarchnasen! Besagte Typhoon steht heute als einzige vollständig erhaltene Vertreterin ihrer Art im RAF-Museum in Hendon, nördlich von London.



Wer erschöpfende und trotzdem übersichtliche Infos über die Tiffy sucht und einigermassen Englisch versteht, wird einmal mehr bei Wikipedia fündig:

http://en.wikipedia.org/wiki/Hawker_Typhoon

jacqueline

Die Typhoon wäre mit ihrem riesigen Kühler eigentlich prädestiniert gewesen, mit Sharkmouths verziert zu werden, aber das scheinen die Sittenwächter der RAF zu verhindern gewusst zu haben.

Nun wäre mein Projekt hier wohl völlig falsch platziert, wenn  es nicht diese einzige (!) Ausnahme gegeben hätte:



Angesichts von total 3'330 gebauten Typhoons ausgesprochen wenig, aber für mich reicht's...


tobias

Die sieht ja wirklich total scharf aus. Ich bin gespannt auf dein Modell. Viel Spass!

en gruess tobias

MacMeister

Hoi Jacqueline

Focke-Knilchs - ts ts ts da rotiert ja der olle Hermann im Grab  :D (eigentlich wurde er ja kremiert und verstreut... Ironie des Schickals)

Ich sehe mit Freuden, dass Du auch eine Liebhaberin von originellen Vögeln bis - einfach bei der anderen Feldpostnummer  ;)  ;D

Viel Spass bei Deiner Sharkmouth Typhoon und ich werde den Baubericht gerne mitverfolgen  :D

En Gruess vom
RDM
whatever!

thomas

Interessantes Projekt .... und ein guter Text zum Original.

Gibts denn diese Sharkmouth Decals zu kaufen, oder mußt Du da selber was stricken ?

thomas

jacqueline

Zitat von: thomas am 07. Februar 2010, 22:30:53
Gibts denn diese Sharkmouth Decals zu kaufen, oder mußt Du da selber was stricken ?

Die Decals gibt's zum Glück zu kaufen, selbermachen wäre mir zu anstrengend. 8)

hans-juerg

Eine Typhoon, fast so schoen wie eine Tempest! Wurde auch Zeit, dass wiedereinmal ein interessantes Flugzeug hier vorgestellt wird 8).

Gruss,
Hans-Juerg

claudio

Hi Jacqueline

Super Einführung, freue mich auf den Baubericht!

Tschüss
Claudio