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Hacienda Nápoles - Geschichtliches

Begonnen von Roger, 12. Juni 2018, 00:10:44

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Roger

Drogenbaron Pablo Escobar ließ sich bereits zu Lebzeiten die Hacienda Nápoles als Monument seines eigenen Größenwahns bauen. Mehr als 20 Jahre nach seinem Tod ist sein riesiges Anwesen fast lebendiger als je zuvor. Dafür sorgen ein paar ausgebüchste Dickhäuter – und nicht zuletzt die Netflix-Serie ,,Narcos", die das Leben des Drogenbosses erzählt und das System der kolumbuanischen Drogenkartells erklärt. Dank dieser Serie bin ich auch auf das Sujet für dieses Projekt gestossen,

Wir schreiben das Jahr 1978, als ein damals 30-jähriger Mann in Kolumbien seine schier unfassbare, Tod bringende ,,Karriere" beginnt, im Verlaufe derer Tausende unschuldiger Menschen ihr Leben verlieren und er selbst zu einem der reichsten und mächtigsten Männer der Welt werden sollte: Pablo Emilio Escobar Gaviria stand da zwar erst am Anfang seiner Laufbahn als einer der später gefürchtetsten Drogenbosse aller Zeiten steht, doch er ist bereits für zahlreiche krumme Geschäfte und Morde verantwortlich. Es war schon früh klar, dass El Patron del Mal (zu Deutsch: Der Herr des Bösen) oder El Capo, wie er auch genannt wird, ein Mann ist, der sich mit aller Gewalt nimmt, was er will. Und zwar wann und wo immer es ihm passt.
Verfilmt wurde das Leben von Pablo Escobar unter anderem in der Serie ,,Narcos" mit Wagner Moura in der Hauptrolle

Logisch, dass ein solcher Mann ein Zuhause brauchte, das seine Vormachtstellung auf eindrucksvolle und unmissverständliche Art und Weise repräsentiert und allen anderen zu verstehen gibt: Der Boss (El Capo) bin ich! Escobar entschied sich für ein Anwesen in Puerto Triunfo, umgeben von einem Grundstück von sage und schreibe knapp 3000 Hektar Fläche.

Doch wer ein echter ,,Narco" (frei übersetzt: Drogenhändler) wie er ist, der macht hier natürlich nicht Halt, im Gegenteil: Fast unmittelbar nach dem Erwerb der ,,Hacienda Nápoles" begannen die Bauarbeiten. Escobar setzte sein damals bereits schier unermessliches Vermögen ein, um auf dem Gelände einiges anzubauen: eine Flugzeuglandebahn, unzählige Luxuswohnungen für namhafte Gäste, mehr als zwanzig künstliche Seen, Heliports, Flugzeug-Hangars, Stallungen für Pferde, ein Dinopark und eine eigene Stierkampfarena, die heute Teil eines Themenparks sind.

Bald gab es auf der gesamten Fläche verteilt alles in allem wohl zehn luxuriöse Wohnhäuser, in denen rund 1700 Bedienstete Escobar und seinen Geschäftsfreunden sämtliche Wünsche von den Augen ablasen. Der Wert der Hacienda wurde einst auf mehr als 60 Millionen Dollar taxiert.

Es geht auch die Legende um, dass auf dem Anwesen ein Chevrolet Modell 1934 ausgestellt gewesen sein soll, in dem angeblich das Gangsterpaar Bonnie und Clyde erschossen wurden. Dass Escobar die beiden verehrte, war gemeinhin bekannt. Ganz nebenbei nannte der Drogenbaron auch ein exotisches Arboretum mit seltenen Palmen und anderen Pflanzen sein Eigen.
Und es gibt nicht wenige, die bis heute fest davon überzeugt sind, die Rolling Stones seien einmal auf der Hacienda Nápoles aufgetreten. Dieses Gerücht wurde freilich niemals offiziell bestätigt – trug aber natürlich ordentlich zum Mythos bei.

All dieser Größenwahn aber wurde komplett in den Schatten gestellt von einer privaten Leidenschaft, in die Escobar Millionen von Dollar investierte: ein eigener Zoo, komplett mit Giraffen, Nashörnern, Elefanten, Kängurus, Kamelen und Nilpferden – um nur einige der zahlreichen Spezies zu nennen.
Diese Flamingos stolzierten einst durch den Privatzoo Escobars und wurden später in den Santafe Zoo in Medellin umgesiedelt
Escobar kaufte für Millionen Tiere für seinen Zoo – und zahlte in bar

Ein befreundeter Narco hatte El Capo auf die Idee gebracht, verriet Escobars Sohn, der sich heute Sebastián Marroquín nennt, nach dem Tod seines Vaters. Unter den Drogenbossen Kolumbiens waren solche Extravaganzen damals scheinbar Normalität. Das Absurde: Escobars Privatzoo wurde mit einem Kauf in den Vereinigten Staaten gegründet. ,,Mein Vater verhandelte mit den Besitzern eines Zoos in Dallas, Texas", so Escobar junior, ,,er zahlte diesen Männern zwei Millionen Dollar in bar, und wenig später wurden die Tiere geschickt."

Sobald die Bauarbeiten auf dem Grundstück abgeschlossen waren und sein privater Zoo mit einer ihm ausreichend erscheinenden, beeindruckenden Anzahl an Tieren bestückt war, tat Pablo Escobar etwas Überraschendes: Anstatt das Anwesen abzuschotten und sich dort zurückzuziehen, öffnete er das Gelände für die Öffentlichkeit und ließ jeden eintreten, der die Neugier und eine gewisse Portion Mut aufbrachte.

,,Mein Sohn, dieser Zoo ist für die Allgemeinheit da", erklärte der Drogenboss seine Entscheidung seinem Nachwuchs. ,,Solange ich lebe, wird hier niemals jemand Eintritt zahlen müssen. Es gefällt mir, dass die armen Leute kommen und über die Wunder der Natur staunen können." Und die Menschen kamen in Scharen: War die ursprüngliche Besuchsdauer in Escobars Zoo anfangs von ihm selbst auf etwa zehn Minuten pro Person veranschlagt worden, so gab es bald aufgrund des enormen Andrangs allein Wartezeiten von bis zu zwei Stunden.

Doch die Ära des Drogenkönigs sollte nicht mehr lange währen: Escobar fühlte sich als Liebling des kleinen Mannes und der Massen zu sicher, immer dreister ging er zu Werke – und brutaler. Tausende Menschen starben im Drogenkrieg. Kolumbien schien den Kampf gegen den übermächtigen Escobar verloren zu haben. Und die USA drängten darauf, den Mann, der ihr Land mit Kokain überschwemmte, endlich in ein US-amerikanisches Hochsicherheitsgefängnis zu stecken. Zwar hatte sich Escobar zwischenzeitlich auf einen Deal mit den Behörden eingelassen und sich hinter Gittern begeben – allerdings in ein Gefängnis, das innen einem Luxushotel glich und er selbst hatte bauen lassen. Nach seiner Flucht schien klar, dass nur der Tod des Staatsfeinds Nummer eins dem Land ein Atempause in diesem Drogenkrieg verschaffen und die USA zufrieden stellen würde.

Am 1. Dezember 1993 wurde er schließlich gestellt und durch eine Elite-Truppe aus kolumbianischen und US-amerikanischen Polizisten der Antidrogenbehörde DEA auf einer Flucht über die Dächer erschossen.

In den folgenden Jahrzehnten fiel die ehemals so elegante und pompöse Finca immer mehr der Zerstörung anheim: Plünderer nahmen mit, was es zu stehlen gab, die Natur eroberte sich ihren Lebensraum zurück und überwucherte die Hacienda zusehends. Die erstaunlichste Wandlung vollzog sich jedoch mit dem einst so glanzvollen Privat-Zoo. Schon zu Escobars Lebzeiten waren zahlreiche Nilpferde entkommen, die der Drogenboss auch geholt hatte, weil ihr Dung genutzt wurde, um den Geruch von Drogen zu überdecken.
,,Heute haben sich all die frei gelassenen Tiere einen eigenen Lebensraum geschaffen", erklärt Lopez Lara. Es sind die einzigen frei lebenden Nilpferde außerhalb Afrikas. Wie groß die Population ist, kann keiner so genau sagen. Manche sagen, es handele sich um 70, andere wiederum gehen von mehr Tieren aus. Tatsache ist, dass sich die Hippos wohlfühlen in Kolumbien und sich stetig vermehren. Sie werden sexuell sogar viel früher aktiv als ihre Artgenossen in Afrika.

Wie unter anderem die BBC berichtet, stellen die Nilpferde in der Gegend sogar eine Plage dar: Sie erschrecken Fischer, fallen auf Farmen ein, fressen die Ernte und töten gelegentlich sogar Kühe. Pablo Escobar, der Patron des Bösen, hätte an all dem vermutlich seinen Spaß gehabt, und so spukt sein Geist auch über 20 Jahre nach seinem Tod noch durch Kolumbien.

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Meine Werke
https://www.scalemates.com/profiles/mate.php?id=27514

tobias

Danke für diesen geschichtlichen Einblick, es war spannend zu lesen und gutes Gelingen bei deinem Projekt.

tobias

max

Ich bin gespannt was du uns zeigen wirst  ;D

Freue Mich  8)
Lectori Salutem

MacMeister

Hoi Roger,

Gut Recherchiert! Ich habe den Dokufilm mit Escobar's Sohn und seiner Wittwe gesehen, das waren höchst interessante Einblicke. Wo ein Hai ist, taucht irgendwann ein grösserer auf und so wars bei Escobar und der wird in Medellin immer noch verehrt  8) Gutes Gelingen  ;D

en Gruess vom MacMeister
whatever!

claudio

Hi Roger
Vielen Dank für diese interessante Lektüre! Das macht richtig Lust auf Narcos, ich muss mir die Serie wohl auch mal ansehen.

Gutes Gelingen!
Tschüss
Claudio